Lange Leitung

von larissa boehning

Sonntagnachmittag: Ich gehe in den Keller und stehe einem hageren Mann gegenüber, nicht größer als ich, und frage ihn, was er hier mache, worauf er mir devot-lächelnd abwinkt, mich nicht zu verstehen, ich frage ihn wieder und denke immer noch, dass er ein Subunternehmer einer Handwerksfirma ist, womöglich, oder ein Gehilfe unseres Treppenhausreinigungsdienstes, wenn auch seltsam, am Sonntagnachmittag in der Tiefe des Kellers; als er sich eine weitere Tasche neben der Tür greift, zu der türkisen Thermotasche, die er in der Hand hält, und ich mich langsam – vor allem über seine vielen fehlenden Zähne – wundere, die er mir mit fast unterwürfiger Freundlichkeit zeigt, bis ich ihn noch einmal frage, was er hier mache, und er zu mir sagt: My friend Alex, und ich es dann erst begreife, was der Mann gesucht hat, warum er hier in unserem Keller ist, also dass er kein freundliches hageres Kerlchen ist; und dann presche ich schon nach oben und schreie um Hilfe, und er an mir vorbei nach draußen.